Ein internationales Team von WissenschaftlerInnen unter der Leitung der University of Leeds und des ILPÖ hat untersucht, wie Robotik und autonome Systeme die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erleichtern oder behindern könnten.
Der technologische Fortschritt hat bereits die Art und Weise, wie die Wirtschaft funktioniert und wie Menschen, Gesellschaft und Umwelt miteinander in Beziehung stehen, tiefgreifend verändert. Robotik und autonome Systeme gestalten die Welt neu und verändern das Gesundheitswesen, die Lebensmittelproduktion und das Biodiversitätsmanagement. Die damit verbundenen potenziellen positiven und negativen Auswirkungen ihrer Einbeziehung in die SDGs wurden jedoch nicht systematisch berücksichtigt. Nun haben internationale ForscherInnen einen sogenannten Horizon Scan durchgeführt, um die Auswirkungen dieser modernen Technologie auf die Umsetzung der SDGs zu bewerten. Daran beteiligt waren mehr als 100 Experten und Expertinnen aus der ganzen Welt, darunter 44 aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Die Ergebnisse zeigen die wichtigsten Chancen und Risiken auf, die bei der Entwicklung, dem Einsatz und der Steuerung von Robotik und autonomen Systemen berücksichtigt werden müssen. Die wichtigsten Chancen, die Robotik und autonome Systeme bieten, liegen in der autonomen Erledigung von Aufgaben, der Unterstützung menschlicher Tätigkeiten, der Förderung von Innovationen, der Verbesserung des Fernzugangs und der Verbesserung der Überwachung. Die sich abzeichnenden Gefahren bestehen in der Verstärkung von Ungleichheiten, der Verschärfung von Umweltveränderungen, der Abzweigung von Ressourcen von bewährten Lösungen und der Einschränkung von Freiheit und Privatsphäre durch unzureichende Kontrolle.
Robotik und autonome Systeme sind auf dem Vormarsch und werden die Art und Weise, wie wir miteinander, mit Technologie und mit der Umwelt umgehen, grundlegend verändern. Dieser Wandel bietet viele potenzielle Vorteile für die nachhaltige Entwicklung. Die Realisierung dieser Vorteile bei gleichzeitiger Minimierung unbeabsichtigter Folgen ist jedoch eine komplexe Herausforderung. Die frühzeitige Erkennung möglicher negativer Auswirkungen sowie eine frühzeitige Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Dialog zwischen den Beteiligten werden uns helfen, Chancen zu nutzen und gleichzeitig Fallstricke zu vermeiden. Obwohl die Mobilisierung digitaler Technologien einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der SDGs leisten könnte, sind die Chancen und Gefahren der Robotik und autonomer Systeme bisher nicht in andere globale Initiativen, Strategien oder soziale Zielsetzungen integriert. Die VerfasserInnen der Studie vermuten, dass dies zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Regulierung und die Festlegung von Zielen im Vergleich zur Entwicklung der Robotik relativ langsam vonstatten gehen und somit die Tür für unzureichende Regulierung oder unverbindliche Richtlinien offen lassen. Obwohl die Auswirkungen von Robotik und autonomen Systemen auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung schwer vorherzusagen sind, wird die Einbeziehung der Robotik in künftige Iterationen der Ziele von entscheidender Bedeutung sein, um nachteilige und unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden und gleichzeitig die Chancen zu nutzen, die sie bieten.
Guenat, S., Purnell, P., Davies, Z.G. et al. Meeting sustainable development goals via robotics and autonomous systems. Nat Commun 13, 3559 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-022-31150-5